Der inneren Sehnsucht folgen

Eine kleine Geschichte der Sehnsucht

Durch eine Email einer lieben Freundin kam ich heute Morgen mit dem Thema Sehnsucht in Berührung. Vielmehr war es so, dass diese Sehnsucht regelrecht aus den gelesenen Zeilen herausgesprungen ist und sich mir im Hier und Jetzt als näher zu untersuchendes Objekt präsentierte und zumutete.

So liess ich mich denn ein auf diese Entdeckungsreise, die so gar nicht geplant war, hin zum Ursprung der Seele. Dem Ort, wo das „Sehnen“ einst entstand, bevor sie hinein-„sprang“ in das pralle Leben. Das „Sehnen“. ~ Ja, was ist das eigentlich? Sich „sehnen“? Wonach, warum und nach was „sehnen“ wir uns denn überhaupt? Und wie ist die Sehnsucht eigentlich entstanden? Warum existiert sie? Was ist ihr Seinsgrund? Ihre Daseinsberechtigung?

Anscheinend gab es einen tiefen Grund, warum sich die Sehnsucht ins Leben begab, indem sie sich vom Urgrund, das heisst dem Grund aller Gründe, hinein ins Leben begab, um sich selbst im Fühlen, Denken und Handeln der Menschen zu erleben, erkennen und zu erfahren. Um herauszufinden, wer sie in Wahrheit ist, was sie ausmacht und warum es sie überhaupt gibt. Offenbar „sehnte“ sich die Sehnsucht einst danach, sich in allen Facetten ihres Seins zum Ausdruck zu bringen und ward regelrecht besessen von einer „Sucht“ nach Leben, nach Lebendigkeit und pulsierendem Sein und Wirken. Aber warum nur? Wie kam es bloss dazu?

Nun ~ sie schien von einem eigenartig starken Willen getrieben, dem sie nahezu verfallen war. Der Wille zum „Suchen“ nach etwas, was ihr weder bewusst war noch bekannt, wusste sie doch nicht, was es mit dem „Suchen“ überhaupt auf sich hat. Dem „Suchen“ nach etwas, nach jemandem. Warum suchte sie überhaupt und was?

Die Sehnsucht verstand sich selbst nicht mehr. Warum hatte sie sich überhaupt auf diese Reise begeben? Warum „suchte“ sie? Warum war sie so leidenschaftlich im „Suchen“, obwohl sie nicht wusste, warum und was sie überhaupt suchte? Die Sehnsucht wurde fast verrückt bei dem Gedanken, nicht zu wissen, was sie „suchte“. Es machte sie wahnsinnig. So sehr sie sich auch bemühte zu verstehen, es gelang ihr einfach nicht. So fing sie an, sich tief in ihrem Herzen zu „sehnen“ nach Antworten auf all die vielen Fragen, die sie umtrieben: Warum, weshalb, wofür und was? Und so kam es, dass sich die Sehnsucht vor lauter Fragen immer mehr erschöpfte und müde wurde. Müde vom „Suchen“ und vom „Sehnen“. Die „Sucht“ nach Leben machte sie platt, laugte sie aus. Sie fühlte sich getrieben, abhängig vom eigenen Willen, dem sie zu gehorchen „suchte“. Sie war ihm ausgeliefert, hörig und „süchtig“ nach seiner Gegenwart. Diese Erkenntnis machte sie traurig, so dass sie all ihre Kraft verlor und einem Häufchen Elend gleich auf den Grund ihres Seins zurückgeworfen war.

Hier im Urgrund spürte sie plötzlich Boden und Halt. Tiefer ging es nicht mehr. Da war etwas, was sie geborgen hielt, sie wusste nicht was. Aber es fühlte sich gut an. So liebevoll, aufgehoben und zärtlich zugleich. Und sie war nicht mehr allein. Sie hatte etwas gefunden, wonach sie nicht gesucht hatte. Halt und Geborgenheit im tiefen Grund ihrer Seele. Sie war angekommen. Die „Sucht“ des „Suchens“ und „Sehnens“ fand ein Ende und sie erkannte Sinn und Zweck ihres wahres Seins:

„Die Sehnsucht nach Leben und Lebendigkeit ist nicht im Aussen zu finden, die Sehnsucht nach Leben ist die Sehnsucht nach mir selbst.“

Und die Sehnsucht lächelte,
sprang mit neuem Mut ins Leben
und liess sich in die eigene Lebendigkeit fallen.

Und Du? ~ Kannst Du sie auch hören, die wahre Sehnsucht Deines Herzens? Und bist Du bereit, Deiner inneren Sehnsucht zu folgen?

Ich wünsche Dir einen sehnsuchtsvollen Tag im Einklang mit der wahren Sehnsucht Deines Herzens,

Birgitta

© Text 2016 by Birgitta Borghoff. brückenwege.ch. All rights reserved.

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