Jean Gebser (1905 – 1973)

«Wir gehen immer verloren, wenn uns das Denken befällt,
und werden wiedergeboren, wenn wir uns ahnend der Welt
anvertrauen, und treiben wie die Wolken im hellen Wind,
denn alle Grenzen, die bleiben, sind ferner als Himmel sind.“
(Jean Gebser)

(Bildquelle oben: www.aaroncheak.com)

Kontext

Integrale Theorie, Integrale Philosophie

„Die Integrale Theorie, integrale Weltsicht oder auch integrale Philosophie ist eine Weltanschauung, die versucht, eine umfassende Sicht des Menschen und der Welt zu entwickeln, indem sie versucht, prämoderne, moderne und postmoderne, östliche und westliche Weltsichten sowie spirituelle Einsichten und wissenschaftliches Denken zu integrieren. Vertreter der Integralen Theorie sind unter anderem Aurobindo Ghose, Jean Gebser und Ken Wilber, nach eigener, umstrittener Auffassung auch Rudolf Bahro.“[1]

Anmerkung: Nach Ansicht der Verfasserin könnte man sagen, dass es sich bei der Integralen Philosophie (auch) um eine Art Bewusstseinsphilosophie[2] handelt, die jedoch weniger im Sinne der wissenschaftsakademischen Bestrebungen der Bewusstseinsphilosophie der Neuzeit (z.B. Descartes) und Aufklärung (Kant) zu verstehen ist, sondern – gemäss oben stehender Definition  – vornehmlich im Rahmen der spezifischen Realisations- und Denkformen der Integralen Theorie.

Lebensfragmente

* 14.8.1905 in Posen, † 14.5.1973 in Wabern bei Bern. Philosoph, Schriftsteller, Übersetzer, Dichter. Gilt als einer der ersten kulturwissenschaftlich orientierten Bewusstseinsforscher mit dem Bestreben, wissenschaftliche und spirituelle Erkenntnisse zu verbinden.  Zunächst Banklehre (Berlin) und Ausbildung zum Buchhändler (Florenz), später Studium an der Humboldt-Universität Berlin (u.a. Werner Sombart, Romano Guardini). Aufenthalte, Übersetzungen von Gedichten sowie Bekanntschaften mit Dichtern und Malern in Spanien 1932 (Federico Garcia Lorca) und Paris 1937 (Eluard, Aragon, Malraux, Picasso). 1939: Niederlassung in der Wahlheimat Schweiz. 1961: Asienreise. Freunde: C.G. Jung, A. Portmann, K. Kerény, S. Sprotte (Maler). Engster Freund: Jean Rodolphe von Salis (Historiker). Veröffentlichungen: 1936 „Neue spanische Dichtung“, 1940 „Rilke und Spanien“, 1943 „Abendländische Wandlung“ (ein Abriss der Ergebnisse moderner Forschung), 1944 „Der grammatische Spiegel“, 1949 „Lorca oder das Reich der Mütter“. 1947-1953: Ausarbeitung des Hauptwerks „Ursprung und Gegenwart“ (Bd. 1+2) zu Weltsicht und Anbruch des „aperspektivischen“ Zeitalters. 1968 „Asien lächelt anders“. 1970 „Der unsichtbare Ursprung“ (Evolution als Nachvollzug). 1974 „Verfall und Teilhabe“ (Über Polarität, Dualität, Identität und den Ursprung), Weitere Werke: „Die schlafenden Jahre“ (Autobiographische Erzählung aus Kindheit und Jugend), diverse Aufsätze, Vorlesungen und Reden zu Ursprung und Gegenwart. Gebsers Nachlass befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern.

Themenfelder, Schwerpunkte, Begriffsprägungen

  • Kulturwissenschaftlich orientierte Bewusstseinsforschung: Bewusstseinsphänomenologie, Bewusstseinsgeschichte, Bewusstseinsentwicklung, Bewusstseinsentfaltung, Bewusstseinsmutationen[3], Bewusstseinsmanifestationen, Bewusstseinsstrukturen, Bewusstseinsstrukturmodell, Integrales Bewusstsein, Integrale Struktur
  • Zeit- und Raumbewusstsein, Überwindung von Raum (die vorperspektivische Welt, die unperspektivische Welt, die perspektivische Welt, die aperspektivische Welt) und Zeit (Vorzeithaftigkeit, Zeitlosigkeit, Zeithaftigkeit, Zeitfreiheit)
  • Unsichtbarer Ursprung, Evolution als Nachvollzug: Ursprungsgegenwärtigkeit und Zukunftsgegenwärtigkeit
  • Weitere Themen: Urangst und Urvertrauen, Verstand und Vernunft

Grundgedanken und Arbeitsweise

Gebsers Werke (philosophische Schriften, Gedichte, Bücher, Vorlesungen, etc.) sind durch den Grundgedanken geprägt: „Die Gegenwart ist ein Zeitalter der Wandlung, und diese Wandlung führt zum Durchbruch eines neuen Bewusstseins.“ Im November 1932 überkam Gebser der Gedanke einer Überwindung von Raum und Zeit – jedoch mehr im Sinne einer bewussten „Befreiung  von“ als einer „Abschaffung“ derselbigen. Bei dem Versuch, diesem Gedanken nachzugehen, bediente er sich methodisch der Kulturphilosophie[4],  die es ihm ermöglichte, zunächst phänomenologisch, dann komparativ und schliesslich koordinierend zu arbeiten.[5] Gebsers Grundgedanken entspringen u.a. der Physik, Biologie und Psychologie, welche sich als kulturphänomenologische und –philosophische Erkenntnisse und Ergebnisse in seinem Hauptwerk „Ursprung und Gegenwart“ widerspiegeln. Er nahm nicht nur die Kunst (Malerei, Skulpturen) oder Schriftstücke vergangener Zeiten unter die Lupe sondern setzte sich intensiv mit Worten, Begriffen, Silben sowie deren Wurzeln (Etymologie[6]) auseinander.

Gebsers Bewusstseinsstrukturen

Gebser entwickelte im Rahmen seiner Forschungen das Modell der 4 (bzw. 5) Bewusstseinsstrukturen, die sich im Laufe der Menschheit und Kulturgeschichte entwickelt und gewandelt haben. Diese Bewusstseinswandlungen seien sprunghaft und diskontinuierlich, so dass Gebser hier auch von sogennanten Bewusstseinsmutationen spricht.  „Gebsers Begriff der Bewusstseinsstrukturen besagt anderes, als man es sonst vom Wort Bewusstsein kennt, und es ist von essentieller Wichtigkeit, dass man die Bedeutung der Bewusstseinsstrukturen und ihren Stellenwert versteht, wenn man die Rede vom Integralen Bewusstsein verstehen will. Gebsers Bewusstseinsstrukturen sind so etwas wie Brillen oder vielmehr: virtuelle Ganzkörperkontaktlinsen, durch die wir die Welt immer schon und notwendigerweise sehen. Wir können also keinen Blick auf eine vermeintlich wirkliche Welt werfen, weil wir immer durch irgendwelche Bewusstseinsstrukturen die Welt wahrnehmen. Alle unsere gebräuchlichen Einteilungen des Menschlichen – wie Gefühl, Intellekt, Triebe, Wille, Empfindung usw. – sind für Gebser abhängig von der uns dominierenden Bewusstseinsstruktur. Und natürlich auch alle Formen des Geistigen, die wir im Laufe der Geschichte benannt haben, wie das Denken, die Vernunft, der Logos, der Verstand, die Ratio usw. (…) Gebsers einzigartige Konzeption der Bewusstseinsstrukturen geht nicht davon aus, dass es eine Welt gibt, die vom Menschen mehr oder weniger gut wahrgenommen wird, sondern dass die Welt erst vom wahrnehmenden Menschen hergestellt wird, und zwar in verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Kulturen ganz unterschiedlich.“[7]

Gemäss Gebser lassen sich folgende 4 Bewusstseinsstrukturen nachweisen, die den heutigen europäischen Menschen konstituieren und nacheinander in Erscheinung traten, sowie eine heute durchbrechende und sichtbar werdende neue Bewusstseinsstufe. Diese Bewusstseinsstrukturen lösen sich nicht ab sondern überdeterminieren sich, was bedeutet, dass keine der Strukturen jemals verschwindet oder aufhört, sondern nur eingeschränkt gilt. Somit wirken alle Bewusstseinsstrukturen gleichzeitig uns stehen in einem Zusammenhang, der immer auch abhängig ist von allen entstandenen Bewusstseinsstrukturen.

1. Der Ursprung oder die archaische Bewusstseinsstruktur (keine Perspektivität)

In der archaischen Bewusstseinsstruktur ist der Mensch noch völlig eins mit dem Ursprung, er ist „noch fraglos im Ganzen“. Das heißt, dass er die Zeit nicht als Ablauf, sondern als „ewige Gegenwart“ erfährt. Mensch und Welt sind noch ununterschieden, es gibt für den Menschen noch kein Gegenüber und daher auch keinen perspektivischen Tiefenraum. Zeit und Raum existieren unbewusst, insofern kann diese Struktur als bewusstlos bezeichnet werden. Unbewusst sein bedeutet jedoch, kein Ich zu besitzen. Die archaische Struktur ist demnach vor-zeitlich, vor-räumlich und Ichlos. Gebser spricht daher von der Nulldimensionalität der archaischen Struktur. (Signatur: keine)[8]

2. Die magische Bewusstseinsstruktur (vorperspektivisch)

In der magischen Struktur wird die vollständige Identität von Mensch und All aufgehoben und „es beginnt ein erstes, noch schemenhaftes Gegenübersein.“ Sein Gegenüber erlebt der Mensch in der magischen Struktur in Form einzelner Punkte, die miteinander austauschbar sind. Jeder Punkt kann für jeden anderen, jeder Punkt für das Ganze stehen: „alles und jedes (ist) miteinander wirkend vertauschbar“. Die magische Welt ist raumlos (denn sie kennt keinen perspektivischen Tiefenraum) und zeitlos (denn noch kann die Ganzheit der Zeit in jedem „Punkt“ erlebt werden). Die Raum-Zeitlosigkeit verhindert, dass sich beim Menschen in der magischen Struktur ein Ich bilden kann: Sein Ich „ist noch, dem Lichte der Sonne gleich, über die Welt ausgestreut.“ Aufgrund der punktbezogenen Unität der magischen Struktur nennt Gebser sie eindimensional. (Signatur: Der Punkt Ÿ )[9]

3. Die mythische Bewusstseinsstruktur (unperspektivisch)

2000-1000 v. Chr. Das entscheidende Ereignis bei dieser Mutation ist die Entdeckung der zyklischen Zeithaftigkeit: Der Mensch gewinnt an zyklischen Naturvorgängen wie dem Lauf der Sonne ein erstes Bewusstsein vom Vergehen der Zeit. Mit dieser Mutation weitet sich nun die eindimensionale Unität zur Polarität. Die Polarität unterscheidet Gebser streng vom Gegensatzdenken, das er der mentalen Bewusstseinsstruktur zuordnet: „Polarität ist die lebendige Konstellation des Sich-Ergänzenden, des Einander-Bedingenden: Tag und Nacht, männliches und weibliches Prinzip sind Polaritäten, die man nicht ungestraft als sich gegenseitig bekämpfende und sich ausschließende Gegensätze, die nur unsere Ratio als solche gegeneinander setzte, werten darf (…).“ Das Symbol für das Polaritätsdenken ist das chinesische Tàijí-Symbol, das man sich wohl in kreisender Bewegung zu denken hat. Durch ihre polare Denkform ist die mythische Struktur zweidimensional (Signatur: Der Kreis ¢¤☯ )[10]

4. Die mentale Bewusstseinsstruktur (perspektivisch)

Die Mutation von der mythischen zur mentalen Struktur datiert Gebser in die Achsenzeit, d. h. in die Zeit um 500 v. Chr. Seitdem steht der Mensch der Welt gegenüber und erfährt sie als perspektivischen Tiefenraum. Aus diesem Grund nennt Gebser die mentale Struktur auch die perspektivische, während die vorhergehenden Strukturen unperspektivisch sind. Die künstlerische Technik der Zentralperspektive, die in Ansätzen in Griechenland um 500 v. Chr., endgültig jedoch erst in der Renaissance um 1500 entwickelt wurde, erweist sich somit als perfekte Repräsentation der mentalen Bewusstseinsstruktur. Diese Struktur ist nun dreidimensional. Charakteristisch ist für sie außerdem die hier schon als „vulgärer Zeitbegriff“ eingeführte „Uhrenzeit“ oder „Begriffszeit“. (Signatur: Das Dreieck △ )[11]

5. Die integrale Bewusstseinsstruktur (aperspektivisch)

Die integrale Struktur umgreift alle vorhergehenden Strukturen. Mit der gegenwärtigen Mutation geschieht nun, so Gebser, jene Überwindung des Raumes und der Zeit, der die perspektivische Denk- und Lebensform in eine aperspektivische verwandelt. Die Repräsentation dieser neuen Denkform ist die poly- oder aperspektivische Kunst der Kubisten Picasso und Braque. Gebser kritisiert die Tendenz der perspektivischen Struktur, die Zeit zu deklassieren und auf einen einzigen Teilaspekt einzuengen. Die Aufgabe unserer Epoche ist es, so Gebser, sich der Zeit in all ihren Formen bewusst zu werden. Dies ist die Voraussetzung ihrer Überwindung. Überwindung der Zeit bedeutet Bewusstwerdung des Achronon (Zeitfreiheit) die wohl vor allem Freisein von der Uhrenzeit bedeutet und in der die ganze Fülle der Weltkonstituante „Zeit“ wahrnehmbar wird: „Das Ganze, das wir magisch dumpf erleben, dessen wir mythisch in der Polarität der sich bildhaft schildernden Welt ansichtig werden, das wir, Teile und Summen addierend, uns mental-rational vorzustellen versuchen –, das Ganze wird wahrnehmbar durch alle Bereiche hindurch: Ursprung wird Gegenwart.“ Für Gebser ist der Ursprung gleichbedeutend mit dem Geistigen, Göttlichen, dem Quell aller Bewusstseinsstrukturen (daher der Titel seines Hauptwerkes Ursprung und Gegenwart). Er nimmt bewusst Abstand vom Entwicklungsgedanken, indem er sagt, dass jede Veränderung sprung-haft geschieht und der Ur-sprung selbst mutierend, d.h. sprunghaft zum Bewusstsein kommt. D.h. für Menschen, die Veränderungen wollen, gibt es nur eines zu tun: zu springen! Mit jeder Bewusstseinsmutation erbringen wir einen Nachvollzug, d.h. Integrations-Vollzug dessen, was bereits wirkt und immer schon da war (Evolution als Nachvollzug). Insofern gibt es nichts Neues, allenfalls Neuartiges. Diese Bewusstwerdung von Ursprungs- als auch Zukunftsgegenwärtigkeit (als sich ergänzende Pole des unsichtbaren Ursprungs), deren Zugleich-Struktur sowie das Dursichtigwerden (Diaphanität) des Geistigen (Diaphainon) durch Wahrnehmen und Wahrgeben des Ganzen, bezeichnet Gebser als die „Hauptaufgabe der neuen Mutation“. (Signatur: Die Kugel ● ).[12]

Effizienz und Defizienz

Innerhalb der Bewusstseinsstrukturen gibt es jeweils eine Phase der Effizienz (Qualität, Mass im Sinne von massvoll) und eine der Defizienz (Quantität, Masse im Sinne von masslos). Während die erstere der vollständigen Entwicklung aller Potenziale der jeweiligen Bewusstseinsstruktur dient, bedeutet Defizienz eine Verkrustung des Erreichten. Die defiziente Periode, die an übermäßiger Quantifizierung und an Erschöpfung des jeweils wirksamen Qualitativen zu erkennen ist, ermöglicht in positiver Hinsicht die Entstehung einer neuen Bewusstseinsstruktur.

Zitate

„Über materielle Dinge zu sprechen ist leicht, denn sie sind materiell erfassbar und begreifbar. Über die unsichtbaren Dinge zu sprechen, ist eine undankbare Aufgabe, da dies zu tun keineswegs der wissenschaftlichen Mode gemäß ist und all jene irritiert, die die innere Sicherheit entweder noch nicht erreichten, oder sie, infolge ihrer Selbstverschleuderung und Preisgabe an das Materielle, verloren. Für diese haben nur die sichtbaren Dinge Beweiskraft…“[13]

„“Der Verstand“, so sagte kürzlich ein weiser Inder (..) „ist zwar ein guter Angestellter, aber ein schlechter Chef“. Das freilich kann man von ihm nur dann nicht sagen, wenn er seine weibliche, empfangende Komponente, die Vernunft, nicht leugnet, ohne deren ergänzende Mitwirkung der Verstand steril wird oder bestenfalls nur Halbheiten zu fabrizieren vermag. (…) Der Verstand versteht; er ist männlich und sein Verstehen ist kein Hören, sondern ein gewissermassen handelndes Be-Greifen und Er-Fassen; er geht von (…) ermessbaren (…) greifbaren Vorhandenheiten aus, mit denen er rechnet; (…) das Sichtbare und ist, wenn er nicht einseitig, sondern im Einklang mit der Vernunft gehandhabt wird, konstruktiv; er ordnet sich der (…) mehr teilenden als klärenden Alternative des „Entweder-Oder“ unter; die Resultate seines Denkprozesses sind entweder richtig oder falsch. Die Vernunft vernimmt (…Ableitung von Vernehmen) (…) ist weiblich (…); ihr Vernehmen ist ein empfangendes (…) erduldendes Hören, das das nachklingend Vernommene nachdenkt, so wie das Ohr kein handelndes, sondern ein empfangendes und zudem durchaus weiblich betontes Organ ist; sie rechnet nicht, sie hat ihre Quelle im Urgrund und was sie vernimmt, kommt manchmal von sehr weit her, oftmals aus dem Unsichtbaren der Himmel aber auch der Erde; (…) tolerante, ausgleichende Grundeinstellung des „Sowohl-Als auch“ (…); die Resultate ihrer Denkweise stimmen, stimmen fast oder (…) stimmen nicht. Erst dort, wo ein Denkresultat sowohl richtig ist als auch stimmt, ist es verbindlich; erst dort, wo sich das konstruktive Verstandesdenken mit dem empfangenden Vernunftdenken paart, wird das Denken schöpferisch. Das eine ohne das andere bewirkt einseitig nur negativ zerstörerische, verstandesmässige statt verständige Resultate bzw. negativ chaotische, vernunftgemässe statt vernünftige, jedoch niemals schöpferische Leistungen.“[14]

Weiterführende Fragen und Kritik

Ist Gebsers Bewusstseinsstrukturmodell tragbar für das heutige Denken bzw. Denkformen in der akademischen Wissenschaft? Anders gefragt: Bietet sein Modell Möglichkeiten zur Überwindung der gegenwärtigen akademischen (Denk)Strukturen im Sinne einer neuen integralen Weltsicht und integralen Forschung?

Es gibt niemals nur eine Wirklichkeit, sondern immer viele Wirklichkeiten, viel mehr, und viel komplexere Wirklichkeiten, als die Bewusstseinsstrukturen Gebsers.

Welche Anknüpfungspunkte liefert Gebsers Strukturmodell beispielsweise im Hinblick auf Husserls Phänomenologie[15], Bubers dialogischem Denken (Ich-Du) sowie des „Da-Zwischen bzw. Zwischenraums“[16] oder das Konzept der Atmosphärischen Intelligenz[17]?

Quellenverweise

[1] Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Integrale_Theorie, Stand: 1.10.12.

[2] Bewusstseinsphilosophie, philosophische Strömung, die im Gefolge Immanuel Kants und des Neukantianismus sowie der universalen Bewusstseinsphänomenologie Edmund Husserls die transzendentalen Bedingungen der Möglichkeit des Bewusstseins untersucht bzw. den intentionalen Bewusstseinsstrom ins Zentrum ihrer Überlegungen stellt (…) (Quelle: www.enzyklo.de, Stand: 1.10.12).

[3] Eine Mutation (lat. mutare „ändern“) ist eine dauerhafte Veränderung des Erbgutes. Der Fachbegriff wurde vom Botaniker Hugo de Vries 1901 geprägt. Sie betrifft zunächst nur das Erbgut einer Zelle, wird aber von dieser an alle eventuell entstehenden Tochterzellen weitergegeben (…). Eine Mutation kann negative, positive oder auch keine (stille Mutation) Auswirkungen auf die Merkmale des Organismus (Phänotyp) haben. Mutationen können spontan auftreten oder durch äußere Einflüsse verursacht werden, wie beispielsweise Strahlung oder erbgutverändernde Chemikalien (…) (Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Mutation,  Stand: 1.10.12).

[4] Die Kulturphilosophie fragt nach den Entstehungsbedingungen von Kultur überhaupt und nach den kulturellen Entfaltungen in spezifischen historischen und geographischen Kontexten. Untersucht wird der kulturelle Ausdruck des Menschen in Sprache, Schrift, Mythos, Religion, Ethik, Kunst, Wirtschaft, Staatsordnung, Massenmedien, Wissenschaft und Technik. (…) (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kulturphilosophie, Stand: 1.10.12).

[5] Vgl. hierzu auch Gebsers Aufsatz Kulturphilosophie als Methode und Wagnis (19xx), die Einblick in Gebsers Selbstverständnis als Denker sowie in seine Arbeitsweise gewährt.

[6] Etymologie im Verständnis der modernen Sprachwissenschaft ist die Erklärung der Entstehung eines Wortes oder Morphems in einer gegebenen Gestalt und Bedeutung. Als sprachgeschichtlich (diachron) ausgerichtete Erklärungsweise ist sie Bestandteil der Historischen Sprachwissenschaft, ihre Ergebnisse werden gesammelt in etymologischen Wörterbüchern und werden als Zusatzinformation auch in Wörterbücher und Lexika anderer Art aufgenommen. Älteren Epochen diente die Etymologie als Erklärung einer im Wort angelegten „Wahrheit“ (το ἔτυμον), die mithilfe von Ähnlichkeiten der Wortgestalt zu anderen Wörtern erschlossen und als Aussage über die vom Wort bezeichnete Sache und/oder als eigentliche, ursprüngliche Wortbedeutung verstanden wurde. Als rhetorisches Argument (argumentum a nomine) dient die Etymologie in Form eines Hinweises oder einer Berufung auf die angenommene Herkunft und ursprüngliche Bedeutung eines Wortes traditionell dem Zweck, die eigene Argumentation durch einen objektiven sprachlichen Sachverhalt zu stützen und ihr so besondere Überzeugungskraft zu verleihen (…) (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Etymologie, Stand: 1.10.12).

[7] vgl. Hellbusch, K. (2005). Jean Gebser: Das integrale Bewusstsein. Integral Review (IR),1, S.23.

[8] Vgl. Gebser, J. (1966). Ursprung und Gegenwart (1. und 2. Teil). Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt. S. 51ff.

[9] Vgl. ebenda, S. 55ff.

[10] Vgl. ebenda, S. 71ff.

[11] Vgl. ebenda, S. 86ff.

[12] Vgl. ebenda, S. 119ff., S. 298ff.

[13] Vgl. ebenda.

[14] Vgl. Gebser, J. (1970). Der unsichtbare Ursprung. Olten und Freiburg im Br: Walter-Verlag. S. 14ff.

[15] Vgl. Skript T. Stölzel, CAS Angewandte Philospohie, Modul 3, 10.-12.5.12.

[16] vgl. ebenda.

[17]Vgl. Skript M. Ohler, CAS Angewandte Philosophie, Modul 4, 31.5.-2.6.12.