Kennst Du das auch? ~ Diese Tage, an denen Du aufwachst und das Gefühl hast, Du kommst von einer langen, weiten Reise zurück? Eine Reise aus längst vergangenen, uralten Zeiten und Welten? Wenn sich Dein Körper so anfühlt, als wurde er von einer Dampfwalze überfahren und Dich eine tiefe, schwere Müdigkeit daran hindert, leicht und fröhlich aus dem Bett zu hüpfen? Und Du Dich fragst, warum Du so müde bist und doch eigentlich lange genug geschlafen hast? ~ Wenn ein Teil von Dir wieder zurück möchte in den Traum, den Du vor Sekunden noch träumtest, obwohl er vielleicht alles andere als schön und angenehm war? Weil Du einfach verstehen möchtest, was im Traum geschah, um besser begreifen zu können, was gerade in Deinem Inneren vor sich geht. Weil Du das, was noch in Deinem Unbewussten verborgen liegt, entziffern und in Dein Wachbewusstsein heben möchtest, um für Dich die nächsten Schritte in Deinem Erdenleben zu klären. ~
Und Du fühlst Dich wie gerädert, kannst kaum denken ob der bleiernden Müdigkeit und Schwere, die sich schamlos auf Dich legt. Die Dich zwingt, heute alles ganz langsam anzugehen. Und Du siehst Dich plötzlich mit einer extremen Wut konfrontiert, weil Dein Plan einmal wieder nicht aufgeht. Du hattest Dir für heute einiges vorgenommen. Es gibt doch so viel zu tun. So vieles, was Du heute in Dein Leben bringen willst, was nicht nur Pflicht und Müssen ist, sondern was Dir wirklich Freude bereitet und Spass macht. ~ Doch Dein Körper streikt und Dein Geist weilt noch in anderen Welten. „Ach herrje, …“, magst Du Dich denken hören, „… wann geht dieser Zustand wohl vorüber? Wie soll ich all das schaffen, was ich will, wenn Körper und Geist gerade völlig neben der Spur sind?“ ~
Ich persönlich erlebe diese Situationen und morgendlichen Zustände immer wieder einmal. Manchmal gehen sie schnell vorbei, manchmal dauern sie eine gefühlte Ewigkeit und ich werde extrem ungeduldig. In Momenten wie diesen fühle ich mich oft sehr verletzlich und angreifbar, auch wenn das von aussen oftmals niemand sieht. Dann schleppe ich mich zum Arbeitsplatz, tue was ich kann und gehe unbefriedigt wieder nach Hause. Es sind dies jene Momente im Leben, wo mir bewusst wird, dass wir wirklich nichts kontrollieren können, weder unseren Körper noch unseren Geist. ~ Oftmals bin ich dann ent-täuscht von mir selbst, weil ich gerade nicht so kann, wie ich will. Und ich habe für mich entdeckt, dass der vielmals zitierte Spruch „Ich kann nicht, heisst, ich will nicht.“ für mich nicht aufgeht. Im Gegenteil, er setzt mich weitaus mehr unter Druck, noch mehr wollen zu „müssen“. Und dieser Druck löst einen Stress in mir aus, so dass mein Körper beginnt, noch mehr zu schmerzen. Und meine Augen und mein Kopf scheinen wie in einer dumpfen Wolke gefangen zu sein. ~
Das Erleben in solchen Momenten und Zeiten der körperlichen und geistigen Transformation (so mag ich es nennen, denn nichts anderes ist es im Prinzip) zwingt mich zur Geduld mit mir selbst und Demut. Demut vor dem eigenen Weg, der mir nicht immer voll bewusst ist. Ein Weg, den ich allein gehe: Meinen Weg eben. Jene Zeiten des inneren Wandels in mir bewusst anzunehmen und darauf zu vertrauen, dass alles zu meinem eigenen Wohl geschieht, darin besteht die immer wieder neue Herausforderung des Lebens. Denn erst im bedingungslosen Annehmen, dessen was ist und sich (in) mir zeigt, vollzieht sich die Veränderung. Erst das Annehmen bewirkt eine Änderung, in meinem Körper, in meinem Kopf, meinem Geist und auch in meiner Seele. ~ Dieses Annehmen aber gelingt nicht durch eigenes Wollen. Es zeichnet sich vielmehr aus durch ein sich Hin-geben. Die liebevolle Hingabe an mein göttliches Sein im jetzigen Moment. Ein mich fallen lassen in den Augenblick. Dadurch fällt etwas ab, was nicht wahrhaft zu mir gehört. Etwas zwanghaftes, kontrolliertes, hartes und festes. Die echte Hingabe aber macht mich weich, lässt mich aufatmen und mitfliessen mit dem, was gerade in mir geschieht. ~ Um dann plötzlich, wie von Zauberhand geführt, zu bemerken, dass sich Müdigkeit und Schwere in Luft aufgelöst haben. Ich mich plötzlich ganz anders in meinem Körper fühle. Wacher, weicher, klarer und ruhiger. Ich habe losgelassen: Mein eigenes Wollen und Wirken. Ich habe mich selbst ausge-halten in meinem So-Sein mit all den Schmerzen, Ängsten, Widerständen und Hässlichkeiten, die sich mir zeigten. Und ich habe mich dabei quasi selbst gehalten, bin dadurch gegangen, habe mich dem anstehenden, ungeplanten Prozess einfach hingegeben. Weil ich inzwischen weiss, dass diese Prozesse sich immer wieder zeigen. Meistens dann, wenn man es am allerwenigsten erwartet und keine Zeit dafür zu haben glaubt. ~
Aber was ist schon Zeit? ~ Oftmals denken wir, dass wir keine Zeit haben, dabei genügt oftmals schon ein kleiner Moment des kurzen Innehaltens, Atmens und Wahrnehmens, was ist und sich zeigt. Durch das Ein- und Ausatmen dessen, was sich zeigt, öffnen wir uns dem, was gehen will und befreien uns von alldem, was uns nicht mehr dienlich ist. Es ist so einfach und doch so schwer in dieser Welt mit all den Verpflichtungen, Aufgaben, Vorstellungen und Bildern, die wir von uns selbst haben und glauben, entsprechen zu „müssen“. ~ Meinem eigenen Erleben nach ist das bewusste Annehmen, Moment für Moment und Tag für Tag, der Schlüssel des Lebens, um nicht nur uns selbst so anzunehmen wie wir eben gerade sind, sondern auch unsere Nächsten, mit denen wir Tag für Tag zusammen sind und leben.
In diesem Sinne widme ich mich nun frischen Mutes den Herausforderungen und Aufgaben des heutigen Tages.
Ich wünsche Dir einen WUNDERbaren Tag der liebevollen und bewussten Annahme dessen, was sich Dir heute zeigt.
Birgitta
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