Über den Ur-Sinn, der kein Irrsinn ist, gibt es viel zu erzählen:
Nämlich, dass er im unpassendsten Moment auftaucht, wo alles in Ordnung zu sein scheint.
Mit Betonung auf dem „Schein“. Denn dieser verdeckt das wahre Sein, das doch allen Menschen zutiefst eigen ist. Jenes Sein, das nur in wenigen Momenten der aufrichtigen Verbundenheit und Nähe aus dem Herzen schaut. Sich preisgibt und zeigt. Ein sonderbares Geschick es doch mit sich bringt ~ dieses Sein, was kaum ein Mensch noch kennt, noch fühlt, noch sieht.
Das Sein, so mutet es mich an, scheint etwas mehr über den Ur-Sinn zu wissen. Warum das so ist, suche ich zu ergründen. In Augenblicken der trauten Ein-sam-keit in meines Herzens Mitte. ~ Wie auch jetzt auf der Reise hin zu neuen Ufern und Weiten.
Der Ur-Sinn, so will mir scheinen, entspringt einem grösseren Ganzen, als mein Wesen allein es je zu fassen vermag. Er zeigt sich in Momenten besonderer Güte und Gnade, die das ganze Herz erobert im Sturm geschwind. Um es dann einem Tornado gleich zurückzulassen in wildem Unbehagen ~ auf der anderen Seite des Lebens. Jene Seite, auf der wir mehr zu sehen vermögen, als sie uns eine andere Sichtweise auf das Leben ermöglicht. Spiegeln sich doch hier die kosmischen Dimensionen in ihrem aufregendsten und ekstatischen Licht. Spiegelungen höchster Güte und reinsten Seins treiben hier ihr Unwesen, indem sie lachend den leuchtkräftigen Regenbogen rauf- und runterrutschen. Und sich einen Spass daraus machen, uns im Innern unseres Herzens zu kitzeln. Weil sie uns einfach lieben. Und weil sie gütig sind.
Lauscht man ihnen in tiefer Anmut und Verwegenheit, erfährt man vieles über Dinge, die man kaum zu träumen wagte. Dinge, die es nicht gibt. Und doch sind sie seiend tätig in umfassendem Sinne. Denn sie wissen ~ sie wissen, was sie tun. Darum ruhen sie. Ruhend in trauter Mitte einer Erhabenheit, die sich nur jenen zeigt, denen es gegeben ist, zu lauschen in den Lärm der Stille. Der Lebendigkeit im tiefsten Sein, dessen Ur-Sinn der göttliche Funke ist.
Der Funke einer grossen Freude, die sich über den ganzen Kosmos ergiesst. In einer Besonnenheit und Anmut, die selbst die dunkelsten Herzen durchdringt und mit bedingungsloser Liebe durchstrahlt. Einer Liebe, die ihresgleichen sucht. Selbst in jenen Herzen, deren Lebenskraft noch unter Schuld und Scham verborgen liegt. Denn sie ist durchlässig und nimmt nichts mit, was ihrer nicht würdig ist. Drum bleibt nichts an ihr haften, das ihrer wilden, schönen Herrlichkeit nicht entspricht. So erhebt sie Herzen, Seelen ~ Welten. Hebt sie das Verborgene, Ungeformte, Ungesehene empor ans Licht. Auf dass es endlich werde, was seinem wahren göttlichen Ur-Sinn entspricht: Sinnlichkeit in ihrer reinsten Form.
© 2016 Text by Birgitta Borghoff. www.brückenwege.ch. All rights reserved.