Wie das Unmögliche möglich wird

Ein Plädoyer für mehr „Bewusstheit“ der eigenen Gedanken

An Tagen wie diesen, wo das Unmögliche möglich wird, steht die Welt plötzlich Kopf. Das kann nicht sein. Warum? Wie konnte es nur soweit kommen? Das und vieles mehr fragen wir uns im Stillen und Lauten. In Gesprächen mit Freunden, Kolleginnen und Kollegen, Befürwortern oder Gegnern des aktuellen politischen Geschehens. Im persönlichen Dialog oder öffentlichen Diskurs in den sozialen Medien und Netzwerken der Gegenwart. ~

Wie kann es sein, dass ein einzelner Mensch in der Lage ist, ein ganzes politisches System aus den Angeln zu heben? Geschieht das alles wirklich?  Das mag sich manch einer fragen und sich wundern. Wunder ~ ja Wunder ~ gibt es immer wieder. Sowohl im Positiven wie auch im Negativen. Das ist ein ganz natürliches Gesetz. Das Gesetz der Resonanz. Das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, d.h. unsere Gedanken, Gefühle, Taten, Meinungen, Ängste, Sorgen, Erfolge usw., ziehen wir magisch an. Unsere (Lebens)Energie folgt der Aufmerksamkeit. Denken wir z.B. an Sauron (das „Auge“) in Tolkiens Legende „Der Herr der Ringe“. Da haben die Freunde von Frodo und Sam, Aragorn und Co. ganz bewusst alles daran gesetzt, die Aufmerksamkeit Saurons auf sich zu ziehen, um den Weg frei zu machen für Frodo und Sam. Damit diese die ihnen aufgetragene Aufgabe, nämlich den Ring der Macht zu vernichten, erfüllen konnten. Und sie haben es schliesslich geschafft: So triumphierte das Gute ~ im „offensichtlich“ Bösen. ~

Durch den Fokus unserer Aufmerksamkeit gestalten wir die Realität bewusst oder (leider oftmals auch) unbewusst mit. Durch Bewusstsein ~ bewusstes Sein. D.h. scheinbar ganz ohne Tun. Doch so einfach ist es nicht. Denn „bewusst sein“ ist auch eine Handlung, also ein Akt des Tuns, indem wir uns etwas, z.B. einer Sache, einem Gedanken oder einer Angst, bewusst werden. Im Prozess dieser Bewusstwerdung von Situationen, Gedanken, Ängsten usw. sind wir quasi permanent „seiend“ tätig. Und wirken dadurch mit, schaffen damit Wirklichkeit. ~

Wenn nun ein Donald Trump als neuer US-Präsident die neue Wirklichkeit der Amerikanerinnen und Amerikaner sowie der restlichen Welt ist, ist das nicht nur eine Wirkung der bewussten Wahltaten unserer US-amerikanischen Miterdenbürgerinnen und –bürger. Sondern die Wirkung sämtlichen Gedanken- und Bewusstseinsguts, was wir alle zum Thema #Elections2016, #USwahl16 sagen, schreiben, posten oder in den sozialen Medien verbreiten – schon vor der historischen Wahlnacht am 8./9. November 2016. Seien das unsere bewussten Einstellungen und Meinungen oder unsere unbewussten Ängste und Projektionen in Bezug auf die Person Donald Trump und das kollabierende amerikanische Politsystem. Denn auch durch das „unbewusst sein“ wird Realität geschaffen, werden unbewusste Themen öffentlich sichtbar zur Sprache gebracht. Ob ganz konkret durch Aussagen auf der Plattform Twitter wie „wie erklär‘ ich das bloss meiner 12-jährigen Tochter? Sie geht grad mit fragendem Blick zur Schule, wo man Anstand lehrt“ (Sorge und Angst). Oder: „Die US-Amerikaner haben in erster Linie nicht Donald Trump gewählt, die haben Veränderung gewählt“ (Projizierte Meinungen). Oder zwischen den Zeilen: „Eigentlich habe ich heute mündliche Prüfung. Aber morgen geht eh die Welt unter also egal.“ (Assoziierte Äusserungen von Mutlosigkeit). ~

Wir sollten uns also an die eigene Nase fassen, wenn wir über die scheinbar ungebildeten, dummen Amerikanerinnen und Amerikaner schimpfen. Wir sollten unser eigenes Mittun an Panikmache, unser gedanklich, schriftlich und verbal geäussertes Opportunistentum kritisch reflektieren. Und wir sollten hinterfragen, welche Medien wir  teils gedanken- und gewissenlos konsumieren und füttern, um sich später hinter einer „Schockstarre“ zu verstecken und sich vor der eigenen „Mit“verantwortung an den Weltgeschehnissen zu drücken. ~

Anstatt das Negative weiter auf Symptomträger wie beispielsweise einen Donald Trump zu projizieren, könnten wir auch Schattenarbeit mit uns selbst betreiben. Dafür plädiert Depak Chopra, renommierter Pionier in der integrativen Medizin und persönlichen Transformation, in seinem Beitrag „After Trump What Will It Take To Heal“:

„When we can’t face our own shadow, it gets embodied in figures like Trump who gleefully let the dark side of human nature romp in public. As much as right-thinking people are appalled by him, Trumpism strikes a chord in everyone, because we all have a shadow. It may seem as if I’ve drawn a tenuous thread connecting a flamboyant political sham to something deep in human nature. But the connection is real, and so is the possibility of healing. Bringing in the light, however you define that phrase, is the way to become part of the solution instead of part of the problem. The wounds in consciousness can only be healed through consciousness.“ (Deepak Chopra)

Um unseren eigenen Schatten und Ängsten ins Angesicht zu blicken, braucht es Mut. Mut, wahrhaft hinzuschauen, um die eigenen blinden Flecken zu entlarven, die eigenen Schwächen und Unzulänglichkeiten zu erkennen und die eigenen Wunden „bewusst“ zu fühlen. Um diese zu wandeln, zu heilen und einen neuen Nährboden für das Gute zu schaffen ~ ein Bewusstsein von Güte, Liebe, Verantwortung und Vertrauen. ~ Denn die „Wunden im Bewusstsein können nur durch Bewusstsein“ (Zitat Deepak Chopra) geheilt werden. ~

Eines ist jedenfalls gewiss: Die Wirklichkeit ist meistens anders als sie „scheint“.

© Text 2016 by Birgitta Borghoff. brückenwege.ch. All rights reserved.

4 Comments

  1. Vielen Dank für diese Worte, denen ich voll zustimme 🙂 Ich bin auf Deinen Artikel aufmerksam geworden, weil ich gerade heute die Aktion 500.000 Stimmen für den Frieden gestartet habe, mit genau dem von Dir beschriebenen Ziel: Die Aufmerksamkeit auf das lenken, was wir erreichen wollen. Und zu zeigen, dass – auch im Positiven – das Unmögliche möglich gemacht werden kann.
    Ich freue mich über Deine Unterstützung – gemeinsam verändern wir die „Wirklichkeit“ 😉
    http://www.protopia.vision/frieden

    1. Lieber Matthias,

      Vielen Dank für Dein Statement hier in diesem Blog. Dass Du heute eine Aktion 500.000 Stimmen für den Frieden gestartet hast, finde ich grossartig. Danke auch für den Link, den ich mir gerne anschauen werde.

      Für die Aktion wünsche ich Dir in von Herzen viel Gutes und den gewünschten Erfolg hinsichtlich Beitrag für, an und durch den Frieden.

      Herzlich-liebe Grüsse,
      Birgitta

  2. Das ist gut analysiert. was da jetzt durch diie Medien rauscht hat sehr viel mit unserer Bewusstheit zu tun. Donald Trump ist nicht nur ein Spiegel für die Amerikaner, er ist – zwar in anderer Weise – auch ein Spiegel für uns selbst und so können wir uns auch an die eigene Nase fassen! Richtig.

    Manch einer glaubt ja indes schon, dass dies eine Riesenkatastrophe ist und formuliert schon so etwas wie Endzeitstimmung. zumindest die Pressemeldungen etablierter Medien geht in diese Richtung und es wird die Frage gestellt, wie wird das weiter gehen?

    Es wird weitergehen. Das ist sicher. Ob das allen gefällt ist eine andere Frage. Die Angstmache der führenden Medien, der etablierten Politiker und einflussreicher Lobbyisten zeigt eher, dass diese Gruppen Angst haben müssen – nämlich privilegierte Vorteile für sich verlieren zu können.

    Als Person ohne Präferenzen sage ich: Es ist gar nichts passiert. Es war eine demokratische Wahl nach einer unsäglichen Schlammschlacht und die Amerikaner bekommen den Präsidenten, den sie sich (zur Überraschung von Vielen) gewünscht haben und der zu ihnen passt.

    Wir sollten das anerkennen und uns fragen was wir wollen. Wenn unsere Gesellschaft eine klare Vorstellung von dem hat, wie sie leben möchte, dann können wir das notwendige tun um diese Entwicklung voranzutreiben. Dann brauchen wir keinen amerikanischen Präsidenten hinter dem alle herlaufen, in Ermangelung eigener Klarheit und eigener Vorstellungen.

    Trump hat es medial auf eine ganz einfache Formel gebracht: „America first“. Genau so sollten wir auch denken. Wir sollten zu allererst an unser Gemeinwesen denken und uns klar machen, wie wir leben wollen und dann alles tun um unsere Gesellschaft dort hin zu entwickeln. Wir sollten uns nicht darum sorgen, dass Amerika den „besten Präsidenten“ bekommen (den haben sie sich heute Nacht gewählt 😉 und das Amerika das bekommt was es will. Das verstellt uns nur den Blick für unsere eigenen Interessen und das kann nicht unserem Interesse sein.

    Seit heute ist Trump genau so eine Realität wie Putin oder Erdogan und viele andere. Damit müssen wir umgehen. Ja. Aber Trump und Amerika ist der falsche Focus.
    Es gibt bei uns genügend aufzuräumen. Wie wäre es denn zu Beispiel mit der grandios misslungenen Integration des Ostens. Oder fairen Lohn für gleiche Arbeit. Bildungschancen, soziale Teilhabe für alle, faire Besteuerung von Arm und Reich oder die kommende Altersarmut.

    Wir haben uns Amerika viel zu lange zum Vorbild genommen und haben mit der unreflektierten Übernahme amerikanischer Interessen, die negativen Konsequenzen für unser Gemeinwesen ausgeblendet. Nun soll die Globalisierung oder (der aus Amerika kommende) Neo-Liberalismus daran schuld sein. Ich sage: Alles Unsinn. Das Problem ist unser Fokus auf Amerika, der uns den Blick auf uns selbst verstellt hat. Das müssen wir, jeder einzelne, die deutschen Lobbyisten, die deutschen Medien und die Politiker schnellstmöglich lernen.
    Wenn die narzistische Egomanie von Herrn Trump dabei hilft, dieses Lernen in Gang zu setzen und zu befördern, dann sollten wir den amerikanischen Wählern für ihre Entscheidung dankbar sein und dieses Wahlergebnis als glückliche Fügung des Schicksals anerkennen.

    1. Lieber WoMolix,

      Ich danke Dir für Deinen Beitrag hier an dieser Stelle, Deine klaren und wohlwollenden Ausführungen zum Thema sowie Deine ehrliche Einschätzung, wie Du die Situation wahrnimmst.

      Ja, wir werden sehen und erfahren, wie sich alles entwickeln und verändern wird. Und ja, lenken wir unsere Aufmerksamkeit und unser Bewusstsein darauf, was es vor unser eigenen Türe zu tun, zu durchschauen und zu transformieren gibt. Ein jeder nachhal(l)tig wirkend an dem Platz, auf den er jetzt in diesem Moment auf dieser Erde gestellt ist.

      Wenn jeder immer und überall sein Bestes gibt, ist schon viel getan. 👍🙏

      Herzlich-liebe Grüsse,
      Birgitta

Schreiben Sie einen Kommentar