Bindung … BIN … dung, das heisst: Ich BIN Dung. Dung ist Dünger, der das natürliche Wachstum beschleunigt. Das tut er auf künstliche Art und Weise. Bin ich also in Bindungen, werde ich in meiner Entwicklung künstlich beschleunigt. Sie läuft nicht mehr natürlich ab. Ich werde also unnatürlich und dadurch künstlich. Ich mutiere zu einem mit fremden Händen geschaffenen Kunstwerk, wenn man so will. Mein (ich) BIN wird aufgeblasen, ist nicht mehr echt und frei. Es steht unter Strom. Es wird schneller und schneller vorangetrieben, bis es den Dünger, den es einst aufgenommen hat, nicht mehr verarbeiten kann und völlig entfremdet von sich selbst im BIN „Dung“ lebt. Das heisst im Schatten ~ im Dung seiner selbst. Ergo: Das (ich) BIN wird durch Bindung in Wahrheit zerstört, wenn es den Dünger, das heisst die von aussen hinzugegebene „Beschleunigungs“-Information nicht mehr verträgt. Dann löst sich das (ich) BIN irgendwann von dem Dung, weil es einfach nicht mehr kann. Weil es das Künstliche und damit Fremde nich mehr aushält. Weil es am Fremdem zerbricht. Dann fühlt es sich plötzlich allein, ohne den Dung und nur noch ein-sam, das heisst ein Same ohne Dung. Verunreinigt mit künstlichem Schmutz aus alten Zeiten, beraubt seiner wahren Kraft des (ich) BIN. Was soll es nun tun, unecht geprägt und ganz allein als gekünstelter Same seiner selbst? Wie kann es sich ent-giften von der Aus-Wirkung der künstlichen Kunst, die an ihm heftet? Ganz allein, ohne Bindung? Es muss sich quasi selbst ent-binden. Wie kann das geschehen? Durch den Akt der Geburt aus dem Künstlichen heraus in die wahre Natürlichkeit seines Seins. Dabei hilft das Künstliche dem (ich) BIN, loszulassen, indem es dieses aus sich herauspresst, es also quasi aus sich herausdrückt, um es „los“-zuwerden, weil ja das (ich) BIN nicht mehr bei ihm sein will. Und so ent-binden sich beide voneinander auf wundersam natürliche Weise. Das Künstliche wütend über den Verrat des (ich) BIN und das (ich) BIN enttäuscht und verletzt über die Entfremdung von sich selbst, ausgelöst durch die fremde Information des Künstlichen. Und so sind sie nun ent-zweit von der einstigen BIN-Dung. Als (ich) BIN und als Dung ziehen sie weiter des Weges. Der Dung wird bald schon wieder ein neues (ich) BIN befruchten, denn das ist sein Schicksal. Das ent-bundene (ich) BIN aber sehnt sich danach, sich wieder all-ein zu fühlen mit sich selbst, um aus sich heraus zu leben, zu wachsen und natürlich zu erblühen. Auf seine ureigene Weise. In seinem ihm inneliegenden Tempo. Nunmehr nur noch seiner wahren Bestimmung folgend, allein dem göttlichen Licht entgegenzustreben und mit ihm all-ein zu verschmelzen. Für immer.
(Impuls aus dem lauschenden Sein, 6.9.2018, Text: Birgitta Borghoff)