In der Zugehörigkeit liegt das Zuhören verbunden. Also das Hören hin zu etwas, was ein Gegenüber spricht oder sagt, schreibt oder schreit. Aber auch das achtsame Hinhören, wie sich mein Gegenüber gerade fühlt, wie es ihm geht, was ihn im Moment bewegt und berührt. Höre ich hin, höre ich zu, weil ich zutiefst präsent bin. Wenn ich hinhöre, höre ich mit allen Sinnen. Und werde in meinem Hinhören ebenfalls gehört. Ich werde also in meiner hinhörenden Präsenz selbst auch hörend wahrgenommen, also für wahr genommen. Wenn zwei Wesen gleichzeitig hinhören, erweitert, ja potenziert sich deren Wahrnehmung um ein Vielfaches, bis ins Multidimensionale, Mehrperspektivische und Überirdisch-Feinstoffliche hinein. So weitet und erneuert sich der gemeinsame Wahrnehmungsraum, indem zwei Seelen miteinander interagieren durch reines Hinhören. Und plötzlich fühlen wir uns zugehörig, ohne gehorchen zu müssen oder gehorsam zu sein. Geben wir uns aber lauschend dem Leben und allem, was uns begegnet hin, beginnen wir wahrlich, zuzuhören, indem wir hinhören und uns dabei jederzeit selbst gehören. So entsteht Zugehörigkeit ohne verpflichtende Abhängigkeit. Und wir fühlen uns gleichermassen zugehörig und frei.
(Gehörtes aus dem lauschenden Sein, 31. Juli 2020, Birgitta Borghoff in liebevoller Erinnerung an R., †31.7.2019)