Über das Sein im Werden (13)

Über das Sein im Werden

Eine unmittelbare Geschichte der reinen Gegenwart

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Dieses Klick sass! Alles, was sie jemals wusste und hatte wissen können, zeigte sich ihr im Nu. Es schien ihr, als wäre sie niemals abgeschnitten gewesen, weil sie die Verbindung wieder fühlte. «Klar wahrnehmen trifft es fasst besser», erfasste sie für sich im Stillen. Die neu gewonnene Klarheit öffnete ihr die Augen für alles, was sie jemals wusste. Und sie lächelte vor sich hin. Welch’ wunderbares Gefühl, welche Geborgenheit und Güte sich in diesem Moment preisgab und sich in ihr ergoss’, lässt sich mit Worten kaum beschreiben. Aber plötzlich machte alles Sinn. Ihr bisheriges Erdenleben tat sich in ihr auf und sie sah’, wie sich alle Begebenheiten, Momente der Freude und des Schmerzes, des Nicht-Verstehens und Erkennens wie ein universales Puzzle zusammenfügten und einen Blick auf das Ganze erlaubten. Ein Blick auf und in ihr Leben samt all’ der getroffenen Entscheidungen und Wahlmöglichkeiten. Sie erkannte, warum sie sich genau auf diese Weise erschaffen hatte. Ihr Geist war nun im Begriff, das getane Werk ihrer Seele zu erfassen. Und ein Staunen bemächtigte sich ihres ganzen Wesens über das Wunder des Lebens. «Wie wundersam es doch ist, sich selbst zu vergessen», dachte sie sich und gleichzeitig, welch’ grossen Sinn es doch hat, genau das als Seele in einem Menschenkörper zu erfahren. Eine tiefe Freude machte sich in ihr breit und sie strahle vor sich hin und in sich hinein. Alles erschien ihr so logisch und nachvollziehbar, was einstmals zu tiefem Schmerz führte. Und sie erkannte, dass es ein Segen ist, wenn sich die Schleier lüften. Ein Segen, der nicht durch das blosse Wollen verlangt werden kann. Man muss sich dem hingeben, was im Moment passiert. Wie schön oder schrecklich es auch ist. Wie sehr man auch davonrennen oder festhalten will. Das Leben gebärt sich fortwährend neu – von Moment zu Moment. Wir können es nicht steuern, was es mit uns macht und von uns will. Was wir aber können ist, auf unser Herz zu hören und jener Spur zu folgen, die in uns angelegt ist und uns den Weg weist. Es ist die Nabelschnur des Lebens selbst, die uns wieder mit der ganzen Kraft unseres Wesens in Verbindung bringt, die uns bereichert, anreichert und nährt. Wir dürfen und müssen zurück zur Quelle. Zur Quelle, zum Brunn’ des Lebens in uns selbst. «Dies zu tun, ist ein wesentlicher Teil unseres Menschseins», fühlte sie im Stillen und ward dadurch so berührt, dass sie ganz still wurde. So still, dass sich in ihr ein inneres Universum auftat, dass sich mehr und mehr weitete und ausdehnte. Wie die Spiegelungen eines strahlenden Diamanten. Und sie schöpfte neuen Mut. Mut für ihr Leben. Mut für ihr Sein und Werden. Gespannt auf das, was sich ihr als nächstes preisgeben würde. Und so begann sie, noch tiefer und weiter zu lauschen.

… to be continued und fortgeschrieben von Moment zu Moment …

© 2014-2023 Text by Birgitta Borghoff (10. Juli 2023). brückenwege.ch. All rights reserved.

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